Für die doppelseitige Bildsituation am Lenbachplatz hat Hansjoerg Dobliar zwei Polaroids gewählt, deren quadratisches Format dem vorgegebenen Display entspricht. Die Polaroids mit ihren verfremdeten, verblassten Farben, und altersbedingten „Fehlern“ in der Bildfläche stehen stellvertretend für Projekte, die er in der Provence/Südfrankreich und in Davos in den Schweizer Alpen realisiert hat. Dobliar interessieren zum einen die Orte als solche, mit ihren künstlerisch reizvollen Landschaften, die klimatisch extrem unterschiedlich sind. Zum anderen deren Geschichte, die eng mit bildenden Künstlern verbunden ist, die er schätzt, und auf deren Werk, Haltung oder auch deren Biografie er sich mitunter bezieht. Bezüglich der Provence wären hier Paul Cézanne und Pablo Picasso zu nennen. Davos, die Schweizer Alpen, sind verbunden mit den Künstlerpersönlichkeiten Giovanni Segantini und Ernst Ludwig Kirchner.
Das Medium Polaroid ist im Verschwinden begriffen, erlebt aber unter Spezialist*innen eine Renaissance, und ist als Format und in seiner Ästhetik noch – oder wieder – im kollektiven Gedächtnis. Es ist annähernd quadratisch, ein sehr „ideales“ Format, hat einen eigenen weißen Rahmen, und eine eigentümliche Farbigkeit. Dobliar verwendet alte Polaroid-Filme, die durch die lange Lagerung nicht mehr einwandfrei funktionieren, und die abstrakte Farbverläufe oder andere Störungen im eigentlichen Foto entstehen lassen, die der Künstler nicht beeinflussen kann, die aber oft so das Gesamtbild verändern, dass es seine Auseinandersetzung mit Abstraktion, Form und Farbwelten mitbestimmt und erweitert.
Die im Original sehr kleinen Polaroids mit ihren nun umgekehrten Größenverhältnissen als städtische Intervention zeigen privat wirkende Aufnahmen als große Landschaften. Im Zentrum der Stadt wird verwiesen auf intime Rückzugsorte von Künstlern, denen Dobliar sich geografisch und künstlerisch angenähert hat.
Hansjoerg Dobliar, geboren 1970 in Ulm, lebt und arbeitet in München.
