Ausgangspunkt unserer Überlegungen sind die oft vergessenen Biografien der Kinder Schwarzer US-Soldaten und deutscher Frauen nach 1945, die zeigen, dass das Kriegsende kein wirklicher gesellschaftlicher Neuanfang war.
Dafür entsteht eine Installation bestehend aus Keramiken, die Textfragmente von May Ayim und Ika Hügel-Marshall enthalten. Die Arbeit „zwischen den wegen“ greift die Idee auf, dass Leerstellen in den gängigen Geschichtserzählungen zu feinen Rissen werden, durch die neue Perspektiven sichtbar und erfahrbar werden. Ausgangspunkt sind die Biografien der Kinder Schwarzer US-amerikanischer Soldaten und deutscher Frauen, die nach der Befreiung vom Faschismus in Westdeutschland geboren wurden. Anhand dieser Geschichten wird deutlich, dass das Ende des Zweiten Weltkriegs weder gesellschaftlich noch erinnerungskulturell tatsächlich ein Neuanfang war. Wie können wir Stimmen Betroffener sichtbar machen und damit eine künstlerische Auseinandersetzung mit der Nachkriegszeit im Hinblick auf koloniale und rassistische Kontinuitäten ermöglichen, ohne Stereotype zu reproduzieren?
Eröffnung am Samstag, 20. September 2025 ab 14.30 Uhr
mit einem Redebeitrag von Dr. Silke Hackenesch und einem Konzert der Band Buck Roger & the Sidetrackers
Begleitende Veranstaltung am 9. November 2025 um 11 Uhr
mit Dr. Azziza Malanda
ÜberLebenswege – Schwarze deutsche Geschichte(n) der Nachkriegszeit.
Eine interaktive Lesung mit Zeitzeugnissen. Anmeldung zur Teilnahme bitte unter: maykollektiv@posteo.com
Zwischen 1945 und 1955 wurden in Westdeutschland und West-Berlin etwa 68.000 Kinder geboren, deren Mütter deutsche Zivilistinnen und deren Väter alliierte Soldaten waren. Rund 5.000 dieser Kinder hatten einen Schwarzen Vater.
Der Nachkriegsgeneration Schwarzer Deutscher widmet die Historikerin Azziza B. Malanda ihr Buch „ÜberLebenswege“. Darin richtet sie den Fokus auf die Erinnerungen und Erfahrungen jener, die nach 1945 in westdeutschen Kinder- und Jugendheimen aufwuchsen. Für ihre Forschung hat Azziza B. Malanda umfangreiches Archivmaterial ausgewertet, zeitgenössische Quellen untersucht und Interviews mit Zeitzeug*innen geführt. Die befragten Frauen und Männer erfuhren als Nachkomm*innen Schwarzer US-amerikanischer Besatzungssoldaten und weißer deutscher Zivilistinnen im Laufe ihres Lebens – innerhalb wie außerhalb der Heime – Ausgrenzung, Stigmatisierung und rassistische Diskriminierung. Vor diesem Hintergrund entwickelten sie bereits in früher Kindheit Strategien, um im Heim und in der Gesellschaft zu überleben.
Die Veranstaltung ist eine interaktive Lesung mit Zeitzeugnissen, bei der Autorin und Teilnehmende gemeinsam Schwarze deutsche Geschichte(n) der Nachkriegszeit erinnern, erzählen und ihre Spuren bis in die Gegenwart sichtbar machen.
Janis Strobl (*1995), Rebekka Feicht (*1996) und Nils Peisker (*1995) leben und arbeiten in München und haben 2024 das may kollektiv gegründet.
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