In den 1950ern als Schwarzbau aus Trümmern des zweiten Weltkriegs errichtet von „Väterchen Timofej“ und seiner Ehefrau Natascha, war die Ost-West-Friedenskirche jahrzehntelang ein Beispiel des positiven Ungehorsams und der Begegnung.
Nach dem Brand der Ost-West-Friedenskirche bleibt eine Lücke – schmerzlich, leer und voller Fragen. „Form Follows Dysfunction“ setzt genau dort an: mit einer Performance aus Bauen, Erinnern und Zerstören. Einst schmückte Väterchen Timofej die Decke seiner Kirche mit den silbernen Schokoladenpapieren, die die Münchner*innen ihm brachten – heute ruft service not included dazu auf, übrig gebliebene Schokoladentafeln vorbeizubringen, um ein Denkmal zu bauen. Mit diesem partizipativen Aufruf fragen wir uns, wie wir es halten mit dem Erinnern, welche Mauern wir einzureißen versuchen, und deren Trümmer doch nur in verwandelter Form wieder aufzubauen.
So wird der Ort zum Treffpunkt, zum Denkraum, zum Streitplatz. Ein Zyklus aus Konstruktion und Verfall, begleitet von Musik und Gesprächen. Was bleibt, wenn Orte verschwinden? Was entsteht, wenn wir gemeinsam Neues wagen? In einer Stadt, die oft keinen Platz für das Unperfekte lässt, wird hier eine Bühne geschaffen – für Erinnerung, Brüche und das Recht auf einen anderen Raum.
Marie Jaksch, geboren 1987, lebt und arbeitet in München und Lotti Oeken, geboren 1993, lebt und arbeitet in Leipzig. 2017 gründen sie das Performance-Kollektiv service not included.