Michaela Melián: "Maria Luiko, Trauernde, 1938" © Foto: Tobias Hase

Michaela Melián: "Maria Luiko, Trauernde, 1938"

Die Künstlerin arbeitet mit der Verhüllung des in der NS-Zeit erbauten Neptunbrunnens im Alten Botanischen Garten.

Der Neptunbrunnen wurde 1937 gebaut, um einen von nationalsozialistischer Ideologie geprägten Ort mit Anschluss an das NS-Parteienviertel zu erschaffen. Der Bildhauer Joseph Wackerle und der Architekt Oswald Bieber, die für die Gestaltung des Neptunbrunnens beauftragt wurden, finden sich auf Adolf Hitlers Liste der „gottbegnadeten“ Künstler.

Michaela Melián wird die fragwürdige Neptunfigur mit einer Mesh-Plane temporär verhüllen. Das Material der Folie ist bekannt von Baustellen – diese aber ist bedruckt mit der Abbildung einer Arbeit der Künstlerin Maria Luiko aus dem Jahr 1938 mit dem Titel „Trauernde“. Die Münchner Künstlerin wurde im November 1941 mit fast 1000 weiteren als Juden verfolgten Personen von der SS nach Kaunas deportiert und dort fünf Tage später ermordet. Die Verhüllung mit dem Motiv einer anonymen trauernden Frau ist eine aussagekräftige Gegenantwort auf die Herrscherpose des kraftstrotzenden männlichen Neptunkörpers.